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Wie herr Johanns von Zimbern vill schimpfs mit der gemain zu Wittershausen triben, die im den kirchensatz in irem dorf freiledig geschenkt und übergeben, auch was herr Johanns sonst für seltzame gewonnhaiten
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an im gehabt.

[A124b] Herr Johanns freiherr von Zimbern hat gar vil seltzamer aigenschaften und gewonnhaiten an im gehabt, dann so er reiten wellen und man im sein pferdt aus dem stal zogen, sas er nit darauf, es were dann mit dem [169]

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gerechten fuß zuvor herausgetreten; ließ im auch, so oft es mit dem linken fuß heraustratt, wider in den stal ziehen. Und so er dahin ritt, bekam im ain hinkender mentsch[1], so wandt er sich wider umb und rit ain andern weg, unangesehen wie ferr derselbig umb wer gewesen. Dergleichen

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thete er, so im ain has übern weg liefe, so kert er umb und rit nit fort, es were gleich vil oder wenig daran gelegen. Ritt dann seiner diener ainer über ainen somen oder über die früchten, so ließe er im desselben tags kain prott zu essen geben.

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* [1453] Ob sollichem gebrauch halten noch die Aidgnossen und ire nechsten vernachpurten ganz streng, do muß ain ieder, seit wer er well, in der straßen bleiben, damit werden die gotzgaben und edlen früchten nit also schandtlichen verderbt und undertriben, auch beschicht den armen

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bauren, die uns alle erneren müßen, nit so großer schaden. Grave Wilhalm von Sulz, der bei unsern zeiten zu Tüngen und zu Istetten im Cleggew gewonet, het auch im geprauch, in die felder zu reiten und zu baißen; er ward von seinen nachpurn zu Neunkilch und andern oftermals darfür gebetten

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und gewarnet. Wie es aber nit erschießen, er auch nit abstehn, do rottirten sich ainsmals die bauren, darunder auch, wie man sagt, Schweizer waren vermischt, und an sein leder hin, das er mit allem gwalt mit seinen pferdten ußreißen konnt. Bei inen ist mit sollichem mutwillen nit zu scherzen;

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es solle ie aim armen man sein übel zeit und daran im sein narung gelegen, verfridet sein und auch beschitzt werden. * Auch ist ain alt weib zu Messkirch seßhaft gewesen, wann im dieselbig, so er verreiten wellen, in gedachter stat


  1. hinkender mentsch] der angang eines solchen, wie der eines alten weibes (s. unten z. 37 ff.) galt als unglückbringend; s. Liebrecht, Germania XVIII, 179.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_313.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)