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Aber den eltesten landfarer[1], den wir in unsern hochen deutschen landen gehapt, darvon wir noch wissens, das ist der edel Möringer gewesen. Denselbigen wellen etlich, er seie ein Meichsner oder ain Sax gewesen, gleichwol auch

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ainer vor jaren mag gelept, so der Möringer hat gehaißen; soll zu Leipzig gesessen und in großem thon gewesen sein, wie man fürgibt. Aber diser unser Möringer ist ain Schwab gewesen und ain mechtiger landsherr; er hat sein haimwesen zu Munderkingen an der Tonaw, auch uf und umb den

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Bussen gehapt; gleichwol man sein geschlecht aigentlichen nit waist[2], aber vermutlichen so ist er ain graf des herkommens von Hapspurg, oder hat doch vast ain gleichfermigs wappen gehapt. So hat er auch sonst ain ander namen, dann der nam Möringer ist sein zunam gewest, wie die alten im prauch

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gehapt. Man sagt, er hab den namen vom stetlin Meringen an der Tonaw bekommen, alldo sei er geporen worden, welches von alter nit Möringen gehaißen, sonder Moringen. Das bezeucht des stetlins wappen und sigel, das sie von unverdechtlichen jaren hergebracht mit dem morenkopf. Nun

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diser Möringer, er habe gleich gehaißen oder sei ains geschlechts gewest, wie er welle, so ist er doch in ehren und zeitlichen güetern der vile gesessen, und dem es in allweg, nach der welt lauf zu rechnen, glücklichen und wol ergangen. Hat ain weib gehabt aines fürnemen geschlechts, und von

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deren schöne und frombkait vil wurt in liedern gesungen. In sollichem glücklichen zustande aller seiner sachen hat ine angefochten oder ist im also zu sinn kommen, das er den hailigen apostel sant Thomassen, den er all sein tag vorder in ehren gehapt, in India solle haimsuchen; derhalben er

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sein gemüet und willen seiner lieben hausfrawen eröffnet, und in wenig zeit darnach hat er sich allerdings zu der rais gerust, seinem gemahl die kind befolhen, sodann seiner nechsten vettern und verwandten, aim jungen grafen von Neufen, landt und leut; darauf, als er seim gemahl ain

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guldin ring gab zur letze, er auch ain andern, den mehlring, von ir empfieng, do raiset er darvon und war nit wenig jar


  1. landfarer] diese sage über den edlen Möringer ist stellenweise abgedruckt von Uhland in Pfeiffers Germania IV, 95, wo zu vergleichen; die erzählung beruht theilweise auf dem bekannten liede »der Möringer;« über dessen ausgaben s. Gödeke, Grundriß s. 87.
  2. nit waist] er war ein graf von Marstetten; s. Stälin a. a. o. II, 576.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_300.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)