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und ist die freihait[1] zu unser zeiten herfür gezogen und gepraucht worden, insonderhait als der graf von Ortenburg[2] in höchste herzog Albrechts von Bayrn ungnad kommen, das er, die gefengnus und straf zu vermeiden, weichen und

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lantreimig müßen werden, der newen religion halb, das er die dem fürsten im land pflanzen und einfüren wellen. Es sein etlich, nit der wenigsten, großen Hannsen und officir am bayrischen hof und im land auch im spil gewest, haben dem grafen darzu geholfen, wie man sagt, und da der

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handel recht angangen, sollt der herzog, auch sonst etlich andere fürsten der catholischen parthei irer lender vertriben sein worden. Aber der allmechtig underkam[3] es wunderbarlichen. Der graf must, wie oblaut, entritten, die ander waren mertails ergriffen, sein irer missethat halben mit der

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gefengnus gestraft, und deren[4] ehr und vermögen noch an seckel gehenkt worden. Darneben haben sie dem fürsten ain fusfal thon und ir thaten vor menigclichem bekennen müßen; damit haben sie ir leben mit hohen verschreibungen und gröster burgschaft errettet. Hernach hat sich der graf

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von Ortenburg ain gute zeit hin und wider ußer landen enthalten, dann ime der herzog von Bayrn seine ligende güter ingenommen hett; do hat er obgehörte freihait herfürgesucht und sich dero wider den herzogen gebraucht. Es solten etlich, nit der wenigsten, fürsten in diser prattik

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gewesen sein. * Als nun Zollern das schloß etliche jar verbrent und öde gestanden, do gerow es graf Eitelfriderrichen von Zollern, das er zu solcher zerstörung des haus, das zum tail sein war gewesen und darvon er den namen het, ursach

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geben, auch rath und that seins vermegens darzu het gethon. Aber der rewkauf war zu spat, wie man gemainlich von den Deutschen sagt[5], das die erst nach der that und da der schaden schon beschehen, sich bedenken und weis seien. Nun fandt er an rath bei seinen nechsten freunden

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und verwandten, das er den Zollnerperg widerumb einnemen und pawen sollte. Das thete er, und wie in großem unvermegen er war, dann durch die obgehörten krieg und


  1. freihait] hs. frechait.
  2. der graf von Ortenburg] es ist graf Joachim gemeint; s. Bavaria I, 1170.
  3. underkam] hs. undertram.
  4. deren] hs. den.
  5. von den Deutschen sagt] Liebrecht, Germania XIV, 389 führt mit bezug auf diese stelle belege an, nach denen auch andere völker dasselbe von sich sagen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_280.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)