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seiner person [38][1] darvon komen mocht. Auf den tag behielt der herzog von Behem das veldt. Es wurden die gefangnen gar hertigclichen und ohn alle erbermde von denen barbarischen, vichischen leuten, die sie nit kannten, auch

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nit verstunden, in die eisen geschlagen und also biß in das ander jhar enthalten, under denen obernennter herr Wernher freiherr zu Zimbern ainer war, sambt grave Arnoldten von Dierstain und herr Cunen von Altenclingen, aim graven von Nellenburg, aim graven von Pfierdt, aim graven von

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Wolkperg, aim von Tennesperg, aim herrn von Geroltzegk und andern mehr in guoter anzal vom adel, nicht allain aus Schwaben, sonder auch aus Franken, Sachsen, Bayern und andern lendern. Es hetten die eisen, in denen die gefangen so lang enthalten worden, etlichen die hend, auch etlichen

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die füeß abgefeulet, also das ir der merer thail und sonderlich gemelter herr Cuno von Altenclingen mit todt vergiengent, dieweil inen nicht allain an essen und trinken, sonder an allerlai wartung und phlicht abgienge. Nun so was eben der selben zeit ain fürneme und große

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wallfart zu sant Lienhart, so ain kirchen auf dem Schwarzwaldt bei dem closter Ethenhaim-Münster, auf ainem berg gelegen, da täglichs große mirakel und wunderzaichen geschahent, sonder zweifel aus sonderer verhengknus des allmechtigen. Dahin geloptend und verhießend sich die

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gefangnen ainhelligclichen in irem großen kommer und letzsten sterbenden neten, aus angeben ires aines, dem die fart wissend gewesen. Gott der allmechtig, so allweg genedig und barmherzig ist allen denen, welche ir hoffnung und vertrawen vestigclich und von grund ires herzens in ihn setzen,

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sahe an iren großen rewen und vesten glauben; dann als sie ains tags abermals mit innigkait irs herzens Gott sich bevelchen und von schwerer krankhait, auch großem unmuot iezund daran entschlafen, begab sich das. Nachdem sie über ain cleine weil widerumb erwachten, befanden sie

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sich wunderbarlich alle ire eisen und bandt, in denen sie so lange zeit jamerlichen gelegen, erlediget, derhalben sie mit großen freuden Gott dem allmechtigen irer erlösung ehr, lob und dank sagtent, halfen darnach ainandern mit brüederlicher trew und ainigkait über die mauren hinab,

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versprachen sich zusamen bei ainandern leib und leben zu


  1. 38] auf s. 37 stehen die wappen von Zimmern und Tübingen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_064.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)