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hendel mit seinen eignen underthonen in der grafschaft Flander zu Gent und sie im alle ungehorsame bewisen, wie dann hievor etlichen seinen vorfarn auch war begegnet, do verordnet er disen grafen Wilhelmen von Lützelstain zu ainem

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obersten wider sie. Also schluegen sie etliche mal, insonderhait aber anno 1453 do thet der graff abermals ein schlacht mit denen von Gent, und wiewol sein hauf vil geringer war, dann der ander, iedoch so gluckt es ime, das er sie ritterlichen in die flucht bracht und iren ob den zwainzigtausenden

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werhafter man erschlug, war one zweifel der will Gottes, das die stolzen und hohmüetigen bauren sollten gedemüetiget werden, und hiemit hat der graf von Lützelstain groß ehr eingelegt, dann nach solcher behaltnen victoria do ergaben[1] sich die hartneckigen leut irem herren, dem herzogen.

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Darauf giengen sie alle wullen und barfuß uß der statt für den herzogen herauß, vielen vor ime uf die knei und begerten gnad; hierauf nam sie der herzog widerum an uf ain besondere capitulation. Damit ward der handel uf dißmal gericht. Ob sie die hernach gehalten, da hat man

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kaiser Carlen über vil jar hernach müßen ußfragen[2]. Aber die graffen von Lützelstain waren irer [1524] güeter halben in deutschen landen hindurch. Iedoch warden zwüschen inen und der Pfalz etlich dagsatzungen zu Hagnaw und auch an ander orten gehalten, aber nichts fruchtbarlichs ußgericht,

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dann Pfalz wollt das, so mit dem schwert gewonnen, nit wider lassen, so vermöchten die grafen nit, den sachen weiter, wie das die notdurft hett erfordert, nachzusetzen. Damit ist es also hernach ersessen, das Lützelstain sampt den zugeherigen dörfern der Pfalz bliben, und haben die graven

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ir ansprach und vorderung verlassen. Got waist, wa sie zu letst hinkommen oder wie es inen ergangen. Diser grafen vorelter sein vor jaren gar vermögenlich und vernampt gewest, aber die stiftungen in clöstern, spittelen und anderswa haben sie auch verderpt, wie dann ander vil guten, erlichen

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geschlechter mer begegnet, die das ir haben den pfaffen, nonnen und mönchen angehenkt, so überflissig, das sie hernach nit allain zu armut komen, sonder auch[3] die geschlechter gar in abgang sein geraten. Ich sag nit darumb, das es unrecht sei, stiftungen thon und den gottsdienst uffnen,

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aber ein iede sach soll ain maß und ain zil haben, dann


  1. ergaben] hs. ergab.
  2. ußfragen] hs. uns fragen.
  3. auch] hs. an.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_049.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)