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einige Tage vor der Krönungsstadt Aachen zu lagern hatte, bevor er gekrönt wurde. Der ausgesprochene Zweck dieses Lagerns sollte sein, den Gegner, der etwa dem Gewählten die Krone streitig machen wollte, zu erwarten. Nach der Doppelwahl von 1314 scheint dann die Stadt Aachen sowohl Friedrich dem Schönen als auch Ludwig dem Baiern gegenüber eine dreitägige Lagerfrist ausbedungen und Ludwig sich dieser Bedingung auch unterworfen zu haben. Von der Gewohnheit eines 40tägigen Lagerns des Gewählten vor Aachen, um dem Gegner, der ihm das Reich streitig machen wollte, mit Waffenmacht zu begegnen, weiß zuerst der italienische Geschichtschreiber Matteo Villani bei Gelegenheit der Krönung Karls IV. zu berichten. Ist damals dieses Lager wirklich von Aachen zur Bedingung des Einlasses Karls IV. gemacht, so ist dieser jedenfalls nicht darauf eingegangen; er ließ sich vielmehr in Bonn krönen. Merkwürdig ist, daß vor 1400 deutsche Quellen nichts von einem Königslager vor Aachen von 40 oder annähernd 40 Tagen berichten, dagegen außer jener italienischen noch zwei französische Quellen [1]. Im Jahre 1349 versuchte dann auch die Wahlstadt Frankfurt eine gleiche Gewohnheit dem außerhalb der Stadt gewählten Gegenkönige Günther von Schwarzburg gegenüber zur Anerkennung zu bringen. Die wichtigste Quelle für diesen Vorgang ist der Bericht des Latomus, in Quellen z. Frankfurter Geschichte, hersgeg. v. H. Grotefend, I, S. 86 f.: Anno 1349, die circumcisionis Domini Guntherus comes de Schwartzburg in claustro Praedicatorum ab Henrico archiepiscopo Moguntino, Ruperto Palatino Bavariae, duce Erico Saxoniae, Ludovico marchione Brandeburgensi in regem Romanorum est electus. — Die 30. Januarii in campo praedicto (auf dem Felde vor Frankfurt) locatis sedibus aptis electionem factam secundo publicaverunt tali modo: ‚Nos electores electionem factam de domino Gunthero comite de Schwartzburg ratificamus, publicamus, innovantes sub iuramento dicentes, meliorem imperio non scire, nullaque intervenisse munera, promissiones neque pacta.‘ – Eodem die rex petebat introduci ab oppidanis, qui eidem dixerunt: tempus proclamationis regis, videlicet sex hebdomadas et tres dies non exspirasse. Econtra principes sub iuramento finaliter pronunciaverunt: cum rex a maiore parte electus sit, nec iura, privilegia vel consuetudines extent, aliquem praecedentium regum tale tempus complevisse, eum debere intromitti. Der Einzug Günthers erfolgte am 2. Februar. Erst Ruprecht gegenüber setzte Frankfurt jene Forderung durch, während der gleiche Anspruch Aachens wieder nicht erfüllt wurde, indem Ruprecht sich wie Karl IV. in Bonn krönen ließ.

A. Verhandlungen wegen des Lagers vor Frankfurt. — 1400, Aug. 30–Okt. 8.
1. Abgesandte König Ruprechts verhandeln mit dem Rat von Frankfurt wegen sofortiger Einlassung des Königs. — 1400, Aug. 30.
Janssen, Frankfurts Reichskorrespondenz I, Nr. 918, S. 534.

Notandum. Der propst von Sant Paulin, her Hermann von Rodenstein und her Diethir von Hentschussheim … han dem rade die … brieffen … geentwort und

darczu von herczog Ruprecht wegen des nuwen koniges gewarbin uff sinen credencienbrieff,

  1. Die eine derselben war die verlorene französische Vorlage des Romans „Loher und Maller“, dessen Angaben von Schellhaß benutzt sind (S. 19), die andere, bisher für diese Frage nicht benutzte, findet sich bei Crapelet, Cérémonies des Gages de Bataille (a. u. d. T.: Monumens de l'histoire et de la langue Françoise VII), Paris 1830, und bildet einen Teil der dort aus einer Handschrift des 15. Jhrh. veröffentlichten Anweisungen über die Art, verschiedene Würden zu erwerben. S. 38 ff. werden die beiden Arten, wie man Kaiser wird, erörtert: La première manière de faire l'empereur est par élection, quant les (freier Platz für die Zahl) électeurs sont d'accort c'estassavoir. Et quant l'empereur est esleu par iceulx prélaz et princes dessusdiz, il s'en doit aler devant la cite d'Aix et là se doit logier à toute sa puissance et l'empererisse avecques lui par l'espace de six sepmaines, s'il n'est entre deux combatu. Et le jour ensuivant doit entrer en la cité et … doit estre coronné usw. Von der zweiten Art heißt es S. 42 f.: Le prince, qui veult estre empereur par ceste deuxiesme manière, c'estassavoir sans élection, lui fault estre si très fort et puissant devant la cité d'Aix en Alemaigne, que nul ne le puisse grever; et se aucun autre y est avant lui, que par bataille ou autrement il l'en puisse lever, et doit avoir l'empererisse avecques lui et le jour ensuivant entrer en la ville à très grande solennité. Dort soll dann die Krönung erfolgen.
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Karl Zeumer: Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit.Tübingen: Verlag von J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1913, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zeumer_V2_227.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)