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Zusammensetzung, die sich durch einen entgegengesetzten Glückswechsel der Tugend- und Lasterhaften enden, sind minder schön, und es ist nur der Schwachheit der Zuschauer zuzuschreiben, wenn man ihnen den ersten Platz zueignet:“ denn nicht fürs Trauer- sondern fürs Lustspiel, meint er, schicke es sich, daß die ärgsten Feinde zuletzt als Freunde aus einander gehen. Deßgleichen ist er sehr dagegen, daß man das Drama zu einer Epopee verlängere, oder eine Epopee mit ihren Episoden auf die Bühne bringe, u. f.

Die Ursache, warum Aristoteles so strenge abschloß, erhellet von selbst: denn mit dieser Verlängerung und Vermischung des Drama ging nothwendig die Schärfe seines ganzen Kunstbegriffs verlohren. Die verlängerte Senne erschlaffte; das zum Epos erweiterte Drama konnte nicht mehr so unverwandt auf jene Leidenschaften der Furcht und des Mitleids, oder beim Lustspiel aufs Lächerliche ausgehn, es mischten

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_325.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)