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oder republikanischen Chor durchaus keinen Antheil haben. Alle Begebenheiten der Bühne sind uns Begebenheiten der Welt; unser Gesichtskreis ist erweitert, unsere Theilnehmung zwar gewiß nicht Urtheilvoller, feiner, tiefer, als sie es bei den besten Griechen gewesen seyn mochte, aber Bedingungsloser und gleichsam unumschränkter. Daher die Form der alten Spanischen und Englischen Stücke; daher auch die Form dieses Indischen Drama.

Hat Aristoteles diese Form nicht gekannt? ist sie etwa, wofür man sie oft hat ausgeben wollen, eine neuere Erfindung? Er kannte sie wohl; steuert aber, wie er kann, dagegen, und sucht das Drama seiner Nation in den Kunstschranken zweier unvermischten Gattungen, des Trauer- und Lustspiels zu erhalten. „Nach den Regeln der Kunst, sagt er, sind Trauerspiele, worinn das Glück in Unglück verwandelt wird, die schönsten. Die Fabeln von einer doppelten

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_324.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)