Seite:De Zerstreute Blätter II (Herder) 391.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

habe sie für sich und lasse andern ihren Geschmack, ihr Vergnügen. – Seine Lehrgedichte hat er nicht neu herausgeben wollen oder es auf die Zukunft verspart. Sie haben viel scharfsinnige, treffende Gedanken und stehn der Art und den Gegenständen nach meistens den Kästnerschen an der Seite. Was Leßing überhaupt von den Grenzen der Philosophie und des Lehrgedichts gehalten, mag man in seiner und Mendelssohns Schrift Pope ein Metaphysiker! a)[1] lesen.

Aber es ist Zeit, von diesen einzelnen Vorübungen, die für andre wichtiger wären als sies bei Leßing seyn durften, näher zu dem Haupttalent überzugehen, wodurch er auf Deutschland vorzüglich gewirkt hat; es ist seine philosophische Kritik, sein immer darstellender und immer zugleich denkender, forschender Geist, den er in mancherlei Werken und Einkleidungen, überall glücklich gewiesen. Schon unter seinen kleinen Schriften waren Briefe, gelehrten,


  1. a)Danzig 1755.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_391.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)