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in Materien, die man sonst in Duodezbändchen nicht findet! Lieder und Fabeln, Sinn- und Lehrgedichte, Aufsätze in Poesie und Prose, sogar lateinische Verse treffen hier zusammen. Es folgen Briefe, fast so mancherley Inhalts, als gelehrte Briefe seyn können; Kritik und Philosophie, Geschichte und Litteratur, selbst Supplemente zum Jöcherschen Lexicon nehmen hier Briefgestalt an, und man muß gestehen, ganz auf die Leßing eigne, leichte und glückliche Weise. Hierauf ein Theilchen gelehrter Abhandlungen, Rettungen des Horaz, Cardans, gar des Cochläus und des Inepti Religiosi, die man schwerlich vor dem, was folgt, vor Lust- und Trauerspielen, erwartet. Daß dies abwechselnde Mancherley, in dem sich Leßing, meistens nur Proben- nur Stückweise, gleich Anfangs zeigte, nicht Eitelkeit, nicht Prahlerey war, beweiset sein weiteres literarisches Leben. Alle die Beschäftigungen, alle die Einkleidungen hat er fortgesetzt; und gewiß keine mit minderm Glück, als er in diesen Jugendversuchen zeigte.

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 383. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_383.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)