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ist den Verstorbenen auf ihren Grabmählern mehr geschmeichelt und geliebkoset worden, als mit dem Namen Psyche, Psycharion, anima, animula, denen sie die süßesten Beinamen gaben, die sich in der Sprache fanden.

Weiter. „Die von ihren Eltern verlaßene Psyche, deren Brautfackeln von Thränen verlöscht sind, harret in ihrer bangen Einöde auf dem Gipfel des Berges und plötzlich erhebt sie ein linder Zephyr: ruhig trägt er sie in den Abgrund des drunten liegenden Thals und legt sie sanft in den blumigen Schoos eines weichen Rasens nieder.“ Abermals ein Moment für die Ueberführung des Todten: denn schon der Name sagte es, daß vom Zephyr geführt oder hinübergeführt zu werden, einen sanften Uebergang bedeute. So ward der Sohn der Aurora, Memnon, noch von seinem Scheiterhaufen von den Winden hinweggeführt: a)[1] die Hinwegführung, durch wen sie geschehen mochte, hatte die Sprache


  1. a) Quint. Smyrnaeus Paralipom. L. 2. v. 549. seq.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_335.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)