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die nichts mehr fühlet und mit der auch wir eigentlich nichts mehr fühlen sollten: denn es ist doch nur Wahn, daß es dem Todten im Grabe so einsam, so dunkel, so kalt und wehe sei, wenn Würmer an ihm nagen.

Doch wo gerathe ich hin und vergesse, daß ich nur über eine antiquarische Abhandlung schreibe! Wie aber, m. Fr. wenn ich gegen diese schöne Abhandlung einige Einwendungen machen müßte? wenn es nicht so ganz richtig bliebe, daß der Tod den Alten nur dieser Jüngling, dieser schöne Jüngling mit der umgekehrten Fackel gewesen wäre? wenn es zu beweisen stünde, daß er eigentlich nie die Gottheit d. i. das personificirte Abstractum des Todes habe bedeuten wollen? Nicht wahr? Sie hassen mich mit so einer widrigen Einwendung? Fürchten Sie nichts. Ich werde Ihnen das liebliche Bild nicht zerstören, sondern es nur an seinen Ort stellen: ich werde dem verdienten Todten, der dies schrieb, kein Blatt von seinem blühenden Kranz rauben, sondern mich freuen, wenn ich einige Blumen

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_279.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)