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enden? Er wäre ja nicht Hafen, wenn er die Höhe des Sturmmeers wäre und gesetzt, daß wir zu seiner Sicherheit auch nur durch Klippen, Strudel und einen engen Pfad gelangten, welcher Feige wollte sich nicht zum Ziel seiner Reise auch durch sie hindurch wagen?

Sehen Sie m. Fr. die natürlichsten Arten des Todes an; treten Sie an die Leiche eines blühenden Rosenkindes, eines Jünglinges, dem sein letzter Athem hinwegschwand, einer Geliebten, die fast ohne es zu wissen, hinüber schlummert, eines frommen Greises endlich, der wie Simeon sich gleichsam sein Sterbelied sang und mit dem Kleinode des Himmels in seinen Armen das Haupt neiget; wo ist bei diesen Todten der dürre Knochenmann? wo das Gespenst mit der furchtbaren Hippe oder die Furie, mit welcher der Kranke auf seinem Bette soll gekämpft haben? Ein sanfter Augenblick kam, ein Augenblick des Entschlafens und nicht mehr Erwachens, der Stille, die kein Geräusch, der Ruhe, die kein irrdischer Unfall mehr störet. Auch bei den gewaltsamsten

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_277.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)