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Grazie anschuf, als wir bei andern Völkern vergebens suchen dürften. Freilich ist ihr Horizont nicht weit: er erstreckt sich wenig hinaus über dieses Leben, das ihnen der Mittelpunct ihres Daseyns war; von diesem Mittelpunct aus aber, wie rein sahen sie, wie menschlich fühlten sie alle Formen! wie schön endlich wußten sie solche in ihre Bilder- und Wortsprache zu kleiden! Keine Nation hat sie hierin erreicht, geschweige übertroffen; so daß ich es jederzeit als einen wahren Verlust für die Menschheit ansehen müßte, wenn ihre Philosophie und Symbolik, ihre Dichtkunst und Sprache von der Erde vertrieben und insonderheit von den Augen der Jugend verbannt würde: denn ich sehe nicht, womit sie zu ersetzen wäre.


Eine Probe z. B. sei der bildliche Begrif, den ich zergliedert habe. Welche Feinheiten liegen in ihm nicht nur zu eigner Lebensführung, sondern auch zu Bemerkung des ganzen Laufs menschlicher Geschichte. Der Abt Gainoz hat

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_263.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)