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alten grausamen Freunde die schönste Maske zu machen, welche je durch die Straßen der heiligen Stadt Köln sprang. Hab’ ich nicht einmal den Don Quixote gespielt, in gelben Stiefeln, in schwarzer Trikko-Hose, den Panzer vor der Brust, den Spitzenkragen um den Hals, das Barbierbecken auf dem Kopfe und den fürchterlichen Speer in der Rechten?

Zog nicht mein Sancho hinter mir her, mit weltkugelrundem Bauche, in ländlicher Tracht, und forderte ich nicht auf dem Gürzenich wenigstens ein Schock der holdseligsten Dulcineen zum Tanze heraus, bis mir zuletzt die Beine unterm Leibe fortliefen und bis ich einer blassen Leiche ähnlich, an die Brust meines mir ewig theuern und unvergeßlichen, damals als Bär verkleideten Freundes Klütsch sank?

O, wie hatte sich Alles geändert! In demselben Saale, in dem ich früher nur der heiligen Stadt Köln vortrefflichste Narren in buntem Gemisch durcheinander wogen sah, in demselben Freudensaale erblickte ich jetzt an unendlich langen Tischen, ach Gott, der Politik geweihte Köpfe, Deputirte aus Hessen, aus Oesterreich, aus Schwaben, aus Bayern, aus Ungarn, aus Oldenburg und mitten zwischen ihnen nichts als kohlschwarze Pastöre, Geheimräthe, Kaufleute und andere nützliche Mitglieder der menschlichen Gesellschaft – ich glaubte weinen zu müssen.

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Georg Weerth: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Tübingen 1849, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weerth_Schnapphahnski_241.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)