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von dem Anstieg durch den tiefen Sand wohl sehr ermüdet sein, denn sie ist ganz blaß geworden, preßt die Hand gegen das Herz und schöpft mehrmals tief Atem, ehe sie sich entschließt, gegen das Tor zu pochen.

Leichte Schritte nahen von innen, die Tür wird geöffnet, und in der Torumrahmung erscheint die Gestalt eines beinahe noch knabenhaften Indianerjünglings von seltsamer Schönheit. Überraschend, nach all der zerlumpten Menschheit draußen, wirkt schon sein schneeiger Linnenanzug mit dem grellroten Gürtel, der in lässiger Grazie um die beinahe allzu dünne Taille geschlungen ist. Der Knabe muß die Reisende wohl kennen, denn sobald er sie erblickt, verneigt er sich leicht, mit einem rätselhaften, beinahe spöttisch überlegenen Lächeln auf den weichen Lippen, und ladet sie durch eine Gebärde der schmalen, wohlgepflegten Hand ein, den Hof zu beitreten. Sorglich verschließt er dann das äußere Tor hinter ihr, als scheue er Späher, und mit wiegendem Gange schreitet er voran, sie in das Haus zu geleiten.

Nur durch die eine dünne Lehmmauer von der Öde draußen getrennt, erscheint doch dieser Hof wie zur Welt eines fremden fernen Sternes gehörig. Mit schillernden, in der Sonne glitzernden Kacheln sind die Wege gepflastert. An ihnen entlang stehen große, bunt glitzernde Vasen, auf denen sich phantastische grüne Drachen im

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Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/156&oldid=- (Version vom 31.7.2018)