Seite:De Weberin Schuld Heyking Elisabeth von.djvu/151

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Stimme des Gebirges, die mit eherner Sprache unerbittliche Gesetze zu künden scheint. Eine, die auffällt, inmitten all der übrigen gleichgültig wirkenden Passagiere mit den nichtssagenden Gesichtern, die, kaum gesehen, auch schon wieder vergessen sind. Nicht daß diese Eine besonders schön wäre. Vielleicht sogar eher das Gegenteil. Aber es hält überhaupt schwer, zu erraten, wie sie einst gewesen sein mag. Jetzt ist sie wie erloschen und verwischt. Als sei aus des Schicksals schlimmster Wetterecke ein Sturm über sie dahingefegt und habe sie entblättert zurückgelassen. Und seltsam still ist sie, spricht mit niemand und scheint doch allen Angestellten des Schiffes wohl bekannt. Abseits sitzt sie zumeist, regungslos, mit halb gesenkten Lidern, als solle niemand in ihre Augen blicken, Augen, in denen unabänderliche Trostlosigkeit wohnt, Nie beteiligt sich die Eine an den stumpfen, gähnend geführten Gesprächen der anderen Passagiere, noch belästigt sie wie diese den alten Kapitän mit den stets wiederkehrenden Fragen über Dauer der Fahrt, über Land und Leute da drüben. Vielleicht kennt sie die Antworten zur Genüge.

Der Kapitän aber läßt sich nie lang bitten und wiederholt für die Neulinge unter seinen Fahrgästen wohl zum hundertstenmal das bißchen, was sich über diese öde Küste sagen läßt. Eine Küste ist es ja, die zwar dem

Empfohlene Zitierweise:
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/151&oldid=- (Version vom 31.7.2018)