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Ob all die weißen Marmorfiguren draußen im Park jetzt auch so fröstelte?

Plötzlich fiel ihm ein, daß die Gräfin Saltowska, an ihrem mit Nippes bedeckten Kamin sitzend, neulich mal gesagt hatte: »Wissen Sie, alle Morgen früh um fünf Uhr kommen die Regierungsputzweiber anmarschiert, singen patriotische Lieder und scheuern die Statuen ab.«

»Das sollte man sich mal anschauen,« hatte der Vicomte Merveille geantwortet, und Allan selbst hatte gesagt: »Das muß ja eine der Sehenswürdigkeiten der Stadt sein, aber fünf Uhr früh? - Brr - da schlafen respektable Menschen doch schon.«

Heute hätte er mal nachsehen können.

Aber nun stand er bereits vor seiner Haustür. Er ließ sich ein. Draußen war es schon hell gewesen. Drinnen im Flur war es noch dunkel. Sachte stieg er die Treppen hinauf, an den verschiedenen Türen vorbei. Wie er es so manche Nacht getan. Hier wohnte die Generalin von Greifenhart, die immer noch darauf wartete, von ihrer Tochter zur Schwiegermutter gemacht zu werden. Hier, ihr gegenüber, die Baronin Febrile, die darauf wartete, daß die Unfähigkeit des Gesandten in Nicaragua endlich erkannt würde und ihr Mann an seine Stelle rücke. Rechts der Tenor, der auf ein Engagement, links der Autor, der auf die Uraufführung seines Stückes

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Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/135&oldid=- (Version vom 31.7.2018)