fremde Welt mit all ihren Gefahren dir nichts anhaben kann. Aber schau,« fuhr er weicher werdend fort, »ich bin hier erlahmt und ermattet. Zuerst, als wir anlangten, kam ich mir so stark vor wie ein Albatros, der sich in einen Schwarm Kolibris verirrt hätte, und ich glaubte, riesengewaltige Flügel zu besitzen. Aber ich habe alle Schwungkraft verloren. Die schwüle Hitze, die tausend Düfte, all das Ungewohnte hat sich bleiern auf mich gelegt. Wünsche und Begierden wachsen in mir, die ich daheim kaum kannte, und mir ist, als versänke ich tiefer und tiefer.«
»Ja,« sagte die Königin kalt, »das wird allerdings von dir berichtet.«
Er aber ließ sich nicht durch ihre harten Worte abschrecken, sondern hub nochmals leise und schmeichelnd an: »Du kannst so vieles, vermagst du nicht auch zu verzeihen und zu vergessen? Glaub mir, in Tropenwäldern tut sich so leicht ein Schritt vom Weg, und ich komm heute zu dir wie ein armer Verirrter, der den Pfad zurück angstvoll sucht. Hilf mir! Laß uns diese Insel des blumenbedeckten Unheils verlassen und anderswo das Leben von neuem beginnen! Laß uns nur noch trachten, als schlichte Menschen miteinander glücklich zu sein. Dazu haben wir ja noch nie Zeit gehabt. Ehrgeiz und tausend Pläne gingen dem immer vor - aber wie
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/094&oldid=- (Version vom 31.7.2018)