schossen surrend umher, wie Saphir und Smaragd schimmerten sie im grellen Sonnenglanze, tauchten dann unter in die geheimnisvoll lockende Tiefe des Dickichts, schlüpften wonnetrunken in den purpurnen Schoß der flammenden Ibiskus. Doch die Königin achtete nicht der Blumen, die ihr am Wege erblühten, schaute nicht auf zum lichtdurchflimmerten Himmel, nicht zu den Blätterkronen und den bräunlichen Dolden, die die ragenden Palmenstämme tragen. In sich gekehrt war ihr Blick, sah nur die Welt eigenster Wünsche und Sorgen.
Von fernem, nordischem Heimatsgestade war sie mit dem König gekommen, gerufen, über dies heiße, wogenumschäumte Eiland zu herrschen. Kalt und streng war der Königin Antlitz, doch in ihr loderten Kampfeslust und Schaffensdrang gleich flackernden Flammen, und dies neue Reich sah sie an als ein ihr geschenktes Feld, daran sich zu betätigen heiliger Ruf sei. Zu herben Tugenden, die rauheren Himmelsstrichen entstammen, wollte sie die neuen sorglosen Untertanen erziehen, bis ein ganzes Volk das Gepräge ihrer eigenen Willensstärke trüge, und sich die träge, stumpfe Masse in die Gesetze und Sitten fügte, die ihr selbst alter Glaube und graue Überlieferung als heilig lehrten. Während andere Nordländer in der tropischen Glut ermatteten,
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/082&oldid=- (Version vom 31.7.2018)