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Städten gekommen. Aus entfernten Teilen des Landes zogen stündlich Scharen von Indianern in die Hauptstadt ein, in verschiedenen Trachten und beladen mit allerhand kleinen Erzeugnissen ihrer Dörfer, die sie zu verkaufen hofften. Baumzweige, aus denen schmarotzende Orchideen hervorwuchsen, brachten manche vom Gebirge; andere, die aus den niedrigen heißen Landstrichen heraufgestiegen waren, boten süßduftende Gardenien feil, die sie in ausgehöhlten Stücken von Bananenstämmen kühl und frisch aufbewahrten. In den Schenken, wo der bläuliche Agavensaft verkauft wird, herrschte ein beständiges Gedränge. Auf dem großen Platz waren Reihen wackliger Buden aufgeschlagen, ein Podium erbaut für die Musikkapellen und hohe Stangen errichtet, an denen die Fahnen wehten.

Alle Bewohner des Hofes wollten zum Feste. Die drei Musikanten waren längst fort; nun trat auch Don Antonio aus seinem Laden und schloß die Tür hinter sich ab, während gleichzeitig Fräulein Conchita die Treppe herabkam, in frischgebügeltem Rock, buntem Rebozo und mit Blumen im Haar.

»Wollt ihr auch die Freiheit feiern?« frug Antonio, und Conchita antwortete: »Ach was feiern, wenn ich nur was verdiene. Geld, das ist Freiheit.«

Sie traten hinaus in die Straße und wurden verschlungen

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Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/071&oldid=- (Version vom 31.7.2018)