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Die alte Anastasia bekreuzigte sich entsetzt: »Bei Gott, Don Antonio, ich fürchte, ihr seid kein Christ!«

Antonio aber, vom Klang seiner kastilianischen Worte berauscht, deren Töne so voll dahin rollten, fuhr fort: »Ja, durch die glorreiche Revolution haben wir bewiesen, daß wir ein Volk von Helden sind, die keiner Religion bedürfen und mit der Vernunft allein alles fertigbringen. Drum steht auch in unseren Reformgesetzen, daß kein Beamter der Republik eine Kirche betreten darf! Das ist wahre Freiheit!«

Anastasia aber ließ sich nicht einschüchtern: »Der Padre sagt, nach Eurer glorreichen Revolution sei es hier drunter und drüber gegangen und immer schlimmer geworden, bis jetzt endlich einer gekommen, der ein strengerer Herr wurde als je ein Spanier – der große Don Porfirio.«


In Paquito, der noch nie zu einem der vielen Feste mitgenommen worden, mit denen Kirche und Nationalgeschichte Mexiko so reichlich beschenkt haben, war der brennende Wunsch entstanden, das Befreiungsfest sehen zu dürfen. Viel mehr als Don Antonios patriotische Reden trugen Fräulein Conchitas Beschreibungen dazu bei. »Wie mit einem Zauberschlag erhellen Tausende kleiner Lichtchen auf einmal alle Gebäude rings um den

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Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/065&oldid=- (Version vom 31.7.2018)