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der die Glocke seiner kleinen Dorfkirche eines Nachts vor bald hundert Jahren läutete, um zum Kampf gegen die Spanier zu rufen. Die Glocke kannst du auf dem großen Platz am Nationalpalast sehen. Man hat sie dorthin gebracht, nachdem unsere Bedrücker vertrieben und wir ein freies Volk geworden waren, und zum ewigen Gedächtnis ist sie am Palast aufgehängt.«

»Und was geschieht denn bei dem Fest?« frug Paquito.

»Abends Schlag 11 Uhr tritt der Präsident auf den Balkon des Palastes, schwingt unsere ruhmreiche Fahne und läutet Hidalgos kleine Glocke, und dabei stößt er den Freiheitsruf aus. Kanonenschüsse ertönen, und von den Türmen der Kathedrale dröhnen die Glocken, auch die ganz, ganz große, die Donna Maria heißt; – da läuten sie doch mal zu etwas Vernünftigem!«

»Versündigt Euch nicht, Don Antonio!« sagte die alte Anastasia, »der Padre meint, die Spanier wären fromme Leute gewesen, und es sei ein großer Frevel, daß man sie vertrieben habe.«

»Das glaub ich, daß der das sagt,« rief Don Antonio erregt, denn als die Spanier hier herrschten, denn als die Spanier hier herrschten, gehörte die halbe Stadt den Klöstern und Kirchen, und die Priester ließen jeden verbrennen, der nicht glaubte, was sie wollten – gut, daß mit alldem aufgeräumt ist.

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Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/064&oldid=- (Version vom 31.7.2018)