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Aber inmitten des schwülen Schweigens schoß plötzlich ein zärtlich verschlungenes Libellenpaar, das regungslos in der Luft gehangen hatte, surrend in die Höhe, und aus der flimmernden Bläue schien es herabzutönen zu den Menschen: »Ihr Armen! Wir sind frei!« – Nun schüttelten auch all die anderen Kleinen wie erlöst den unheimlichen Bann von sich ab, und zirpend, trillernd, kichernd klang es aus tausend Kehlen: »Frei! frei!«

Nur der große Affe blieb ganz still auf seinem Zweige hocken, und mit böse funkelnden Blicken spähte er weiter herab auf die Menschen, denen er so gerne ähneln wollte.

Die fremde Frau, deren Antlitz weißer noch geworden, trat jetzt dicht an den Gaukler heran und sprach zu ihm: »Ihr dürft diese Schädel nicht länger behalten, ich will sie haben, gebt sie mir!«

»Nimmermehr!« antwortete er, »sie sind meines Lebens liebster Besitz!« Dabei schwang er wieder die Trommel mit hartem Griffe, und deutlich glaubte nun die Fremde zu verstehen, was die zwei leidvollen Stimmen darinnen flehten: »Rette uns! rette uns!«

Da war ihr, als ob eine ferne, einstmals versäumte Stunde ihr noch einmal nahe, als ob das Schicksal ihr noch einmal die Möglichkeit bieten wolle. Barmherzigkeit zu üben. Sie wähnte an diesen beiden Toten sühnen zu können, was sie an jenen andern Lebenden einst verschuldet.

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Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/037&oldid=- (Version vom 31.7.2018)