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Bergfalten Nebelstreifen aufstiegen, sich zu seltsamen Gebilden formten und dann, von der Sonne aufgesogen, spurlos zerrannen. Und sie kannte auch den zitternden Zaubersang zahlloser Zikaden, bei dessen einschläferndem Zirpen sie beide hier manch heißen Nachmittag, in den niederen Strohsesseln liegend, hingedämmert hatten.

Wie sie so stand und in die endlose Weite starrte, und ihre Gedanken auf tausend Pfaden eilten, die alle zurück zu vergangenen Jahren führten, erzitterte plötzlich das Gebälk über ihr; ein Ächzen und Krachen lief durch die Träger und Stützen; es schwankte das Dach wie unter dem schnaubenden Ritt eines Zuges böser Kobolde, und dazu klang aus den Lüften Kichern und Keifen, Poltern und tückisches Lachen unheimlicher Stimmen! Erschreckt fuhr die Fremde aus ihren wachen Träumen und aufschauend erblickte sie eine Schar Affen, die, von dem großen, graubärtigen geführt, vom Felsen aus über das Dach des Hauses mit lautem Geschnatter jagten. – Da entsann sie sich, wie sie einst durch dies selbe Geräusch wilder Sprünge in einer der ersten Nächte, die sie hier verbracht, aus dem Schlummer aufgeschreckt worden war. Ängstlich, an allerhand Spuk denkend, hatte sie damals in der Dunkelheit die Hand suchend nach ihm ausgestreckt – und er hatte sie an sich gezogen und halb verschlafen gemurmelt: »Nicht fürchten, das

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Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/019&oldid=- (Version vom 31.7.2018)