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Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde, Band 11

daß in einigen Stunden nicht bloß das Schloß, sondern auch die Hälfte der Stadt in Flammen stand. Die unglücklichen Einwohner waren vor Schrecken und Verzweifelung außer sich; der Donner der Geschütze übertönte ihr Jammergeschrei. Während die Zerstörung so um sich griff, ließ man eine Zeitlang die Kanonen schweigen, und der Erbprinz benutzte den Augenblick der Pause, um seinen früheren Antrag an den französischen Kommandanten in schriftlicher Form zu erneuern. Diesmal wurde der Besatzung freier Abzug bewilligt und nur die Forderung gestellt, daß die Munition zurückgelassen werden sollte. Muret antwortete im entschiedenen Tone: seine vorige Unterhandlung wegen der Kapitulation habe bloß die Erhaltung des kurfürstlichen Schlosses zum Zwecke gehabt, jetzt, wo dasselbe schon halb in Asche liege, sei er entschlossen, den Kampf unter den Trümmern bis auf den letzten Mann auszuhalten. Zu gleicher Zeit strengten die Belagerten alle Kräfte an, um die in dem Schlosse wüthenden Flammen zu dämpfen, allein die Mühe, ihrer Herr zu werden, blieb eine vergebliche, weil die Verbündeten mit dem Schießen von Neuem fortfuhren. Kugelregen, Gluth und Rauch vertrieben die Franzosen vom Schloßhofe, und diese sahen sich nun genöthigt, in den verdeckten unterirdischen Gängen Schutz zu suchen, wo sie übrigens die Vertheidigung hartnäckig fortsetzten. Sie verriethen keine Zeichen von Entmuthigung, obgleich bis zur Mittagsstunde bereits üben 2000 Kanonenschüsse auf Schloß und Stadt gefallen, und außer 300 Feuerkugeln mehr als 12000 Bomben darin geworfen waren.

Hingerissen von Erstaunen über den heldenmüthigen Widerstand des Feindes, ließ der Erbprinz der Thätigkeit des Geschützes abermals eine Weile Einhalt geben, kam selber bis an die Barriere, und wiederholte, um der Verschwendung des Pulvers und Bleis ein Ende zu machen, seinen letzten Vorschlag, wobei er dem Kommandanten zugleich eröffnete, daß es nicht seine Absicht sei, eine so tapfere Besatzung in den Flammen umkommen zu lassen. Muret wollte indeß noch immer

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Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde, Band 11. Friedrich Regensberg, Münster 1849, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_WZ_Bd11_1849_337.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)