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Im Jahre 1749 war endlich mit dem Stadtrate eine vom Konvente schon 1715 angeregte und in der Folge noch öfter urgierte Angelegenheit bereinigt worden, die noch in die früheren Pflegschaftszeiten[1] zurückzureichen scheint. Aus den Worten der Hauschronik zum Jahre 1715: „Sollicitavit P. Guardianus pro recuperandis conventus nostri documentis, item cum dominis civitatis ratiocinia ratione restantium censuum habuit“, muß man schließen, daß die Stadt die dem Kloster gehörigen Dokumente noch in Verwahrung hatte und daß sie vom Kloster Kapitalien nützte, für die sie seit längerer Zeit keine Zinsen bezahlte. Endlich wurde 1749 die betreffende Kapitalsumme dem Kloster ausbezahlt, aber ohne Zinsen seit 1717, welche die Summe von 5000 fl. betragen hätten. Zu einiger Entschädigung gab die Stadt jedoch unentgeltlich das nötige Holz zu neuen Kirchenbänken.

Nachdem die Mitglieder des Gmünder Minoritenklosters auch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine eifrige Thätigkeit auf dem Katheder wie auf der Kanzel und im Beichtstuhl entwickelt hatten, traf dasselbe zu Anfang des 19. Jahrhunderts das allgemeine Los der Säkularisation. Mit der bisherigen Reichsstadt selbst fiel es der Krone Württemberg zu. Während jedoch die beiden andern Mannsklöster daselbst sofort aufgehoben wurden, durften die Minoriten wegen der von ihnen geleiteten und fernerhin noch zu leitenden Lehranstalt als klösterliche Kommunität bis 1822 fortleben[2]. Im Jahre 1824 wurde sodann in ihrem Kloster das katholische Schullehrerseminar des Landes eingerichtet und die Kirche als zweite Pfarrkirche verwendet. Selbstverständlich brachte diese Verfügung manche Veränderungen des Klosters mit sich, aber das Schicksal desselben war denn doch – gegenüber dem so mancher andern, auch der beiden übrigen Mannsklöster von Gmünd, ein ungleich günstigeres.

Schließlich mögen noch die bekannten Namen der ehemaligen Guardiane dieses Klosters hier einen Platz finden. Es sind folgende: Burchard 1391, Ulrich von Alfingen † 1438, Eucharius 1462, Dr. Johann Spieß (zugleich Kustos) 1474, Erhard Currer 1481, Job Veindt 1487, Ulrich Rampf 1496, Jakob Mollitoris 1510, Jeremias Jäger 1543–1547, Georg Simon 1547–1563, Ursus Becher 1563–1565. Hugo Bensel 1568–1570, Nikolaus Algus 1570–1575, Johann Bicklin 1575–1578, Crispin Heußlin 1578–1583, Matthias Debelin 1583, Claudius Nußbaum 1589, Johann Fabri 1592, Dr. Kaspar Gehmann (Provinzial 1595–1598) 1594 und 1598 bis 1604, Jakob Laib 1608, 1612, 1616, 1620, 1623, 1639–1645, Beatus Thunolt 1630, Berard Güttinger 1635, Pacificus Bruller 1637, Felician Schwab 1645–1650, Bonaventura Marius (Provinzial 1662–1665) c. 1650–1653 und c. 1670, Edmund Hartmann 1666, Eucharius Wirz c. 1697, Bernhard Müller 1701 und c. 1710 († 1712 Aug. 7), Accursius Gyrthanner, Franz Hammer (Provinzial 1696–1699),


  1. Da durch das Konzil von Trient dem Minoritenorden der förmliche Besitz von Eigentum gestattet wurde, so fielen allmählich die Klosterschaffner und Ratspfleger weg, deren Aufstellung auf die Bestimmung der Regel, daß der Orden auch in communi nichts besitzen sollte, basiert war. Vgl. meine Prov. Gesch. Anm. 532.
  2. Die letzten Konventualen waren: Guardian Pius Lang (geb. zu Leinzell 1757, gest. 1823 als Kaplan zu Bodnegg), der um die Taubstummen besonders verdiente Manuel Franz (geb. zu Gmünd 1742, gest. ebendaselbst 1819), Ferdinand Messerschmidt (geb. zu Gmünd 1772, nach der Säkulariation zuerst in Gmünd, dann in Ellwangen Professor, gest. 1837 als Pfarrer in Egelfingen), Florian Wetzmaier (geb. zu Gmünd 1775, gest. 1837 als Pfarrer von Stetten bei Rottweil), Paul Reuter (geb. zu Wiesensteig 1776, gest. 1814 als Professor zu Rottweil), Hilarius Reuter (geb. zu Wiesensteig 1780, gest. 1868 zu Ellwangen als Pensionär und letzter Pater der ehemaligen oberdeutschen oder Straßburger Minoritenprovinz). Vgl. meine Geschichte derselben Anm. 646 und 647.
Empfohlene Zitierweise:
Konrad Eubel: Geschichte des Franziskaner-Minoriten-Klosters Schwäbisch Gmünd. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 13 (1890), S. 123-137, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_W%C3%BCrtt_Jahrbuch_SL_1892_1054.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)