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Der Professor erhielt ein Telegramm von der Ljalikowschen Fabrik: man bat ihn, möglichst sofort zu kommen. Erkrankt war die Tochter irgendeiner Frau Ljalikow, offenbar der Besitzerin der Fabrik; sonst konnte man aus dem langen, ungeschickt aufgesetzten Telegramm nichts verstehen. Der Professor fuhr auch gar nicht hin, sondern schickte an seiner Statt seinen Assistenten Koroljow.

Von Moskau mußte man zwei Stationen mit der Eisenbahn fahren, und von da an die vier Werst mit dem Wagen. Koroljow wurde an der Bahnstation von einer Troika abgeholt; der Kutscher hatte einen Hut mit Pfauenfedern auf und beantwortete alle Fragen wie ein Soldat: „Zu Befehl, nein!“ – „Zu Befehl, ja!“ Es war Sonnabend, und die Sonne ging eben unter. Von der Fabrik zur Station wanderten ganze Scharen von Arbeitern, die vor den Pferden, mit denen Koroljow fuhr, die Mützen zogen. Der Assistent geriet in den Bann des Abends, der Landgüter und Villen zu beiden Seiten der Straße, der Birken und der ganzen stillen Stimmung, und es war ihm, als bereiteten sich auch das Feld, der Wald und die Sonne zugleich mit den Arbeitern vor, einen ganzen Tag zu ruhen und vielleicht auch zu beten…

Koroljow war in Moskau geboren und aufgewachsen, kannte das flache Land nicht, interessierte sich niemals für Fabriken und war noch niemals in einer solchen gewesen. Er hatte aber einiges über die Fabriken gelesen und mit Fabriksherren

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Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. Musarion, München 1920, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/197&oldid=- (Version vom 31.7.2018)