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Er schluchzte auf, setzte sich neben sie aufs Bett und wischte sich die Tränen mit dem Aermel. Sie verstand es nicht gleich, fühlte aber eine plötzliche Kälte und begann sich langsam zu bekreuzigen.

„Er stirbt…“ sagte er mit hoher Stimme und schluchzte wieder. „Er stirbt, weil er sich aufgeopfert hat… Welcher Verlust für die Wissenschaft!“ sagte er voll Bitternis. „Mit uns allen verglichen, war er ein großer, ungewöhnlicher Mensch! Welche Begabung! Welche glänzende Hoffnungen!“ fuhr Korosteljow fort, die Hände ringend. „Mein Gott, er war ein Gelehrter, wie man einen zweiten nicht mehr findet. Ossip Dymow, Ossip Dymow, was hast du angestellt! Ach, mein Gott!“

Korosteljow bedeckte sich vor Verzweiflung das Gesicht mit beiden Händen und schüttelte den Kopf.

„Und diese sittliche Kraft!“ fuhr er fort, mit steigender Wut gegen jemand. „Eine gute, reine, liebe Seele, ein Mensch aus Kristall! Er diente der Wissenschaft und starb an der Wissenschaft. Er arbeitete wie ein Ochs Tag und Nacht, niemand schonte ihn, und der junge Gelehrte, der zukünftige Professor mußte Praxis suchen und in den Nachtstunden Uebersetzungen anfertigen, um diese… gemeinen Lumpen zu bezahlen!“

Korosteljow blickte Olga Iwanowna mit Haß an, ergriff mit beiden Händen das Laken und zerrte daran, als ob es die Schuld trüge.

„Er schonte sich selbst nicht, und auch die anderen schonten ihn nicht. Ach, was soll man da noch reden!“

„Ja, ein seltener Mensch!“ sagte eine Baßstimme im Gastzimmer.

Olga Iwanowna erinnerte sich ihres ganzen Lebens mit

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Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. Musarion, München 1920, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/171&oldid=- (Version vom 31.7.2018)