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sich zu schonen, und jetzt hätte sie sich, vor Scham erstickend, ohrfeigen mögen.

„Der arme Andrej!“ dachte sie und bemühte sich, bei der Erinnerung an ihren Mann ihrem Gesicht einen besonders zärtlichen Ausdruck zu geben. – „Warja, du mein armes Mädchen, du weißt nicht, was du für eine abscheuliche Mutter hast! Verzeiht mir, meine Lieben! Ich liebe euch so sehr… so sehr!“

Und vom Wunsche beseelt, sich selbst zu beweisen, daß sie noch eine gute Frau und Mutter war, daß die Fäulnis jene „Grundlagen“, von denen sie zu Iljin gesprochen hatte, noch nicht berührt hatte, lief Ssofja Petrowna in die Küche, und überschüttete dort die Köchin mit Vorwürfen, daß sie den Tisch für Andrej Iljitsch noch nicht gedeckt hatte. Sie suchte sich das ermüdete und hungrige Aussehen ihres Mannes vorzustellen, bemitleidete ihn laut und deckte eigenhändig sein Gedeck, was sie früher nie getan hatte. Dann fand sie ihre Tochter Warja, nahm sie auf den Schoß und umarmte sie heftig. Das Mädchen kam ihr etwas kalt und schwer vor, aber sie wollte es sich nicht eingestehen und begann ihr auseinanderzusetzen, wie gut und ehrlich und brav ihr Papa wäre.

Als aber bald darauf Andrej Iljitsch selbst ankam, begrüßte sie ihn kaum. Die Flut der gemachten Empfindungen war verschwunden, ohne ihr etwas bewiesen zu haben, und hatte nur einige Gereiztheit und Erbostheit hinterlassen. Sie saß am Fenster, litt und ärgerte sich über sich selbst. Nur im Unglück kann man begreifen, wie schwer es ist, seiner Gefühle und Gedanken Herr zu werden. Ssofja Petrowna erzählte später, daß in ihr „ein Wirrwarr war, in welchem sich zurechtzufinden ebenso schwer war, wie einen Schwarm

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Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. Musarion, München 1920, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/110&oldid=- (Version vom 31.7.2018)