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Die Küsterin drehte sich schnell herum und funkelte ihn mit den Augen an.

„Ich finde schon ohne dich einen Platz,“ sagte sie, „und du kannst dir eine Frau im Wald suchen! Was bin ich denn bei dir für eine Frau? Wenn dir doch einer den Schädel einschlüge! Einen schönen Tölpel hab’ ich auf dem Halse, so ein Faultier, Gott verzeih mir die Sünde!“

„Na, na… Schlaf!“

„Oh, ich Unglückselige!“ heulte die Küsterin los. „Wärst du nicht gewesen, hätt’ ich vielleicht einen Kaufmann geheiratet, oder gar einen Edelmann. Wärst du nicht, könnte ich jetzt meinen Mann lieben! Wenn dich der Schnee doch verweht hätte! Wärst du doch da auf der Landstraße erfroren, du Mondkalb!“

Lange weinte die Küsterin so. Schließlich seufzte sie tief auf und wurde ruhig. Vor dem Fenster wütete noch immer der Schneesturm. Im Ofen, im Schornstein, hinter allen Wänden wehklagte es, aber Ssawelij war es, als wehklagte es in seinem Innern und in seinen Ohren. Heute abend hatte er die feste Ueberzeugung gewonnen, daß seine Vermutungen wegen seiner Frau stimmten. Daß seine Frau im Bunde mit unreinen Mächten Gewalt hatte über die Winde und die Postkutschen, daran zweifelte er nicht mehr im Entferntesten. Aber, und das verdoppelte seinen Kummer, dies Geheimnisvolle, diese übernatürliche, wilde Kraft verlieh dem Weibe, das da neben ihm lag, einen besonderen, unbegreiflichen Reiz, den er früher nie auch nur geahnt hatte. Dadurch, daß er sie in seiner Dummheit, ohne es selbst zu wissen, poetisch machte, wurde sie gleichsam weißer, glatter, unzugänglicher…

„Hexe!“ sagte er unwillig, „pfui, du Ekel!“

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Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. Musarion, München 1920, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/096&oldid=- (Version vom 31.7.2018)