sicher eine gute Stelle bekommen hätte, wäre er nur zur Generalin gefahren und hätte sie um ein paar Zeilen an den Bischof gebeten; er wäre nur so faul und ängstlich vor den Leuten, deswegen wäre er nicht zur Generalin gegangen.
„Aber ganz gleichviel, wir gehören doch zur Geistlichkeit…“ fügte die Küsterin hinzu.
„Wovon lebt ihr denn?“ fragte der Schaffner.
„Zur Kirche gehört ein Heuschlag und ein Gemüsegarten. Nur kriegen wir wenig davon…“ seufzte die Küsterin, „der Djadkinsche Pfarrer Nikodemus hat gute Augen, er liest hier zweimal im Jahr, an den beiden Nikolaustagen im Sommer und im Winter, die Messe und nimmt dafür fast alles für sich. Und wer sollte ihm das wehren?“
„Schwindel!“ knirschte Ssawelij. „Vater Nikodemus ist ein heiliger Mann, eine Leuchte der Kirche, und wenn er’s nimmt, ist’s so im Kirchenstatut vorgeschrieben!“
„Hast du einen wütenden Mann!“ lachte der Schaffner spöttisch. „Bist du schon lange verheiratet?“
„Am Fastnachtssonntag waren’s vier Jahre. Früher war mein Vater hier Küster, und nachher, als es mit ihm zu Ende ging, wollte er, daß ich die Stelle erben sollte, und fuhr ins Konsistorium und bat, sie möchten mir irgendeinen unverheirateten Küster als Bräutigam schicken. Und ich hab’ ihn geheiratet.“
„Aha, du hast also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen!“ sagte der Schaffner und sah auf Ssawelijs Rücken. „Die Stelle hast du gekriegt, und die Frau hast du genommen.“
Ssawelij schlug ungeduldig mit dem Fuße aus und drückte sich noch dichter an die Wand. Der Schaffner kam hinter dem Tisch hervor und setzte sich auf den Postsack. Er überlegte
Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. Musarion, München 1920, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/089&oldid=- (Version vom 31.7.2018)