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Wenn die Störche im Frühjahre viele weiße Federn haben, so giebt es ein nasses Jahr; ein trocknes aber, wenn sie wenige haben.

Mündlich.


Auf der Insel Usedom ist eine Gegend, welche der Lieper Winkel heißt, und zu welcher sechs Dörfer gehören. Die Einwohner dieser Gegend zeichnen sich durch sonderbare Gebräuche aus. Manche davon legen eben kein vortheilhaftes Zeugniß für sie ab, insbesondere nicht für ihre Sittlichkeit. Manche sind aber auch sehr lobenswerth. So halten sie es unter andern für sündhaft und unglückbringend, wenn man mit dem Brode spielt; und wenn Einer zu solchem Spielen in ein Brod mit einem Messer hineinsticht, so sagen sie: er steche den lieben Gott ins Herz.

Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.


In fast ganz Vorpommern herrscht auf dem Lande die Sitte, daß man nicht mit Ringen, sondern mit Gesangbüchern sich verlobt. Auch dürfen sich Brautleute ja kein Messer schenken, das würde die Liebe zerschneiden.

Daselbst.


In Pommern findet man häufig den Glauben, daß, wenn ein Wittwer oder eine Wittwe sich zum zweiten Male verheirathet, und der verstorbene Ehegatte etwas gegen diese zweite Heirath hat, derselbe während der Trauung rund um den Trautisch herumgehe. Es können ihn aber nur Sonntagskinder sehen. Den Ehen, wo solches passirt, pflegt man nichts Gutes zu prophezeihen.

Mündlich.


(Währwolf.) Der Glaube an den Währwolf ist durch ganz Pommern verbreitet. Man muß sich einen Riemen umgürten, der aus dem Rücken eines Gehenkten

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_340.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)