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Das hat so gedauert viele Jahre, bis einmal ein Mädchen aus dem Dorfe in dem größeren Teiche Zeug gewaschen. Das ist gerade am Mittage des Johannistages gewesen, als die Glocken sich gesonnt haben. Das Mädchen, die hiervon nichts gewußt, hat, wie sie das Zeug gewaschen gehabt, auf einmal die Glocken gesehen, und auf diese, ohne sich dabei etwas zu denken, dasselbe zum Trocknen gehangen. Das hat nun gewährt bis über ein Uhr Mittags hinaus, und die Glocken haben daher nicht mehr in den Teich zurückkönnen, sondern sind an das Ufer festgebannt gewesen.

Da haben sie lange gelegen, und es hat kein Mensch sie von der Stelle bringen können. Die Bauern von Levenhagen, die damals gerade eine neue Kirche bauten, wofür sie noch keine Glocken hatten, haben es versucht, sie für sich zu nehmen, und einen Wagen mit Pferden hingeschickt, um sie abzuholen. Auf den Wagen haben sie sie auch wohl bekommen können, weiter aber nicht; denn alle Pferde, die sie davor gespannt, haben nun den Wagen nicht von der Stelle zu ziehen vermocht.

Zuletzt sind die Bauern von Stoltenhagen gekommen, die auch keine Glocken in ihrer Kirche hatten. Die haben den Einfall gehabt, einen Wagen mit Ochsen bespannt hinzuschicken. Und die Ochsen[1] haben sie denn auch von der Stelle ziehen können. Seitdem hängen die gebannten Glocken im Thurme zu Stoltenhagen.

Mündlich.


267. Der schwarze See und die gebannte Glocke bei Wrangelsburg.

Nicht weit von Wrangelsburg im Kreise Greifswald liegen zwei Seen, von denen der eine ein gelbliches, der


  1. Ein alter Ochsenhirt erzählte diese Sage, er hatte sie von seinem Vorgänger.
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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_314.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)