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sie dem zusagte und mit ihm tanzte, da konnte sie nicht wieder zum Aufhören kommen; denn der Fremde riß sie mit sich herum, daß ihr das Hören und Sehen verging, und ihr zuletzt das Blut aus Mund und Nase stürzte. Die Musikanten am Spieltische hatten schon lange bemerkt, daß es mit dem unheimlichen Tänzer nicht richtig sey, denn sie sahen deutlich den Pferdefuß, mit dem er herumsprang. Aber sie wagten vor Angst nichts zu sagen. Als jedoch das Mädchen am Ende todt hinfiel, und nun auf einmal der Tänzer ohne alle Spur verschwunden war, da erkannten Alle, daß sie den Teufel, der sich sein Opfer geholt, einmal wieder in seiner leibhaften Gestalt mit dem Pferdefuße gesehen hatten.

Vgl. Stralsunder Sundine v. 3. April 1839.


266. Die gebannten Glocken.

Nicht weit von dem Dorfe Kirchdorf in der Gegend von Greifswald liegen zwei Teiche, ein großer und ein kleiner. An der Stelle derselben haben früher ein Mönchskloster und eine Schmiede gestanden, nämlich das Mönchskloster da wo der größere Teich liegt, und die Schmiede da, wo der kleinere ist. Die Mönche haben aber ein sehr gottloses Leben geführt und besonders auch in der Schmiede ihr Unwesen getrieben. Da hat es sich denn eines Tages, gerade auf den Johannistag, begeben, daß das Kloster und die Schmiede plötzlich versunken sind, und an ihrer Stelle hat man die beiden Teiche gesehen. Seitdem sind die beiden Glocken von der Mönchskirche, welche mit versunken waren, alle Jahre auf den Johannistag aus dem Wasser hervorgekommen und haben sich an das Ufer gelegt, wo sie sich von zwölf bis ein Uhr Mittags haben sonnen können. Um ein Uhr haben sie aber in die Tiefe des Teiches zurück müssen.

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_313.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)