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Morgen in einem Schlitten, den sie mit dem feinsten Waizenteig hatte beschmieren lassen, und vor dem die Pferde, anstatt der Schellen, mit lauter Semmeln behangen waren. Aber für solchen Frevelmuth kam die Strafe. Denn es fuhr plötzlich vom Himmel ein Blitz herunter, der schlug sie und ihre Pferde todt, und riß ein großes Loch in die Erde, daß die ganze Stadt hineinsank und zu Grunde ging. Seitdem ist der Madüesee darüber gegangen. In diesem kann man auf St. Johannis Mittag die Glocken der versunkenen Stadt noch läuten hören, und wenn großer Sturm ist, so wirft die Madüe noch oft die Menschenschädel, und Nägel und Messer heraus, und andere Sachen, welche die Leute gebraucht haben.

Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.


165. Das Pommersche Sodom und Gomorrha.

In der Gegend, wo jetzt die Stadt Gützkow liegt, war früher eine Stadt, die sehr in Sünden lebte, so daß Gott ihren Untergang beschloß, wie den von Sodom und Gomorrha. Es erbarmte ihn aber der Einwohner und er schickte ihnen daher einen Engel, der sie vor dem Unglücke warnen und aus der Stadt hinausführen mußte. Der Engel gebot ihnen auch dabei, daß sie sich nicht umsehen sollten. Wie nun aber die Stadt mit schrecklichem Geräusch in die Erde versank, da war eine Frau, die ihrer Neugierde nicht wehren konnte. Eigentlich umsehen, wie Loths Weib, wollte sie sich nicht, sie bückte sich deshalb und sah zwischen den Beinen zurück. Aber augenblicklich wurde sie in einen Stein verwandelt, und eben so geschah auch ihrem Hunde, der sich gleichfalls umgesehen hatte. Die beiden Steine sieht man noch heutiges Tages; an dem größeren, in den die Frau verwandelt ist, kann man noch deutlich die Gestalt eines Menschenkopfes erkennen. Nicht

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_208.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)