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Räuber sollen damals von den Lübeckern nicht gefunden seyn. Sie sollen vielmehr noch unter den Trümmern des alten Schlosses verborgen liegen, und man kann noch häufig des Nachts, wenn Vollmond ist, fremde Schatzgräber sehen, die mit allerlei Mitteln nach ihnen suchen.

Den Räubern selbst konnte man lange Zeit nicht ankommen; sie entkamen allen Verfolgungen glücklich. Das sollen sie den Gebeinen eines heiligen Märtyrers verdankt haben, die sie einmal aus einem Kloster an der Spanischen Küste gestohlen hatten, und die sie immer mit sich führten. Endlich aber, nachdem sie über dreißig Jahre ihr Unwesen getrieben, gelang es den Hamburgern, die eine große Seemacht zusammengebracht hatten, die ganze Bande nach einem überaus blutigen Seetreffen einzufangen. Zuerst bekamen sie den Claus Störtebeck mit 711 Gesellen, und darauf den Michel Gädeke mit noch 80. Die wurden allesammt zu Hamburg geköpft. Der Hamburgische Bürgermeister Simon von Uetrecht hatte ihnen das Todesurtheil gesprochen, und sie in ihren Prunkkleidern zum Richtplatze führen lassen. Aus der Beute, die man bei dieser Gelegenheit machte, ließen die Hamburger eine goldene Krone und einen großen übergoldeten Becher verfertigen. Die Krone hat lange den St. Nicolai-Thurm in Hamburg geziert; den Becher zeigt man allda noch.

Altes und Neues Rügen, S. 54. 55.
Der Darß und der Zingst, von A.v. Wehrs, S. 43-46.
Grümbke, Darstellung der Insel Rügen, I. S. 45-48.


157. Die Räuber im Gollenberge.

Der Gollenberg hatte in früheren Jahren eine Menge tiefer und dunkler Waldklüfte, in denen sich lange Zeit hindurch große furchtbare Räuberbanden aufhielten. Es ist noch jetzt mitten im Gollenberge eine Vertiefung, welche

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_195.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)