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hatte, zu einer evangelischen Kirche eingerichtet wurde. Bei dieser Einrichtung trug es sich zu, als ein sichtbares Zeichen des göttlichen Wohlgefallens an dem Beginnen, daß auf einer alten Eiche nahe bei der Kirche auf einmal ein schöner Honigthau gefunden wurde. Es sollte dadurch ohne Zweifel zugleich angedeutet werden, daß von nun an das reine Wort Gottes in der renovirten Kirche werde gepredigt werden.

Cramer, Gr. Pomm. Kirch. Chron. IV. S. 122.


72. Die offne Kirche zu Pollnow.

Zu der Kirche im Dorfe Pollnow in der Gegend von Schlawe war früher viele Jahre lang eine große Wallfahrt. Woher die zuerst ihren Grund genommen, weiß man nicht. Man sagt aber, sie sey so groß und anhaltend gewesen, daß man die Kirche niemals habe verschließen können. Daher hat man auch noch in Pommern das Sprichwort: Es steht immer offen, wie die Pollnowsche Kirche.

Micrälius, Altes Pommerland, II. S. 446.
C. Lappe, Pommerbuch, S. 64.


73. Das Spiel zu Bahne.

Der Flecken Bahne war ehedem eine gute, feste Stadt. Als diese noch in ihrem Flor war, da hat man alle Jahre daselbst die Passion gespielt, und es ist derohalben viel Volk, fremdes und einheimisches, dahin gekommen. Das hat aber zuletzt ein trauriges Ende genommen. Denn wie man denn auch also die Passion aufführte, da begab es sich, daß derjenige, der Jesus sollte sein, und derjenige, so den Hauptmann Longinus vorstellen sollte, Todfeinde waren. Und als nun Longinus den Jesus mit dem Speer auf die Blase von Blut, so nach Art des Spiels bei ihm zugerichtet war, stechen sollte, stach er ihm den Speer durchweg

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_111.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)