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Rosa Weiß schwieg beschämt. Abseits von allen saß Käthe. Warum sie abseits saß, wußte sie eigentlich nicht. Sie hatte nur das Gefühl, daß das so sein mußte. Denn alle behandelten sie mit so viel Ehrfurcht – beinahe Respekt – und trösteten sie mitleidig, als ob ihr eine Schwester oder eine Freundin gestorben wäre. Und Käthe ließ sich trösten.

Als die Glocke zum Nachtmahl läutete, erhob sie sich, besann sich aber und setzte sich wieder.

Alle zogen an ihr vorbei auf den Fußspitzen. „Du gehst nicht, Käthe?“ „Arme Käthe!“ „Du warst die Einzige.“ „Iß doch etwas, Käthe, du wirst ja ganz herunterkommen.“

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Grete Meisel-Heß: Suchende Seelen. Leipzig 1903, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Suchende_Seelen_(Meisel-He%C3%9F).djvu/074&oldid=- (Version vom 31.7.2018)