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ursprünglichen Wortsinn wieder herstellt. Ja, vielleicht ist es Unrecht zu sagen, sie schaffe sich solche Sensationen durch Symbolisirung; sie hat vielleicht den Sprachgebrauch gar nicht zum Vorbild genommen, sondern schöpft mit ihm aus gemeinsamer Quelle.[1]


  1. In Zuständen tiefer gehender psychischer Veränderung kommt offenbar auch eine symbolische Ausprägung des mehr artificiellen Sprachgebrauches in sinnlichen Bildern und Sensationen vor. Frau Cäcilie M. hatte eine Zeit, in welcher sich ihr jeder Gedanke in eine Hallucination umsetzte, deren Lösung oft viel Witz erforderte. Sie klagte mir damals, sie werde durch die Hallucination belästigt, dass ihre beiden Aerzte – Breuer und ich – im Garten an zwei nahen Bäumen aufgehängt wären. Die Hallucination verschwand, nachdem die Analyse folgenden Hergang aufgedeckt hatte: Abends vorher war sie von Breuer mit der Bitte um ein bestimmtes Medikament abwiesen worden, sie setzte dann ihre Hoffnung auf mich, fand mich aber ebenso hartherzig. Sie zürnte uns darüber und dachte in ihrem Affect: Die Zwei sind einander werth, der Eine ist das Pendant zum Anderen!
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Sigmund Freud, Josef Breuer: Studien über Hysterie. Franz Deuticke, Leipzig und Wien 1895, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Studien_%C3%BCber_Hysterie_160.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)