Seite:De Storm Zur Chronik von Grieshuus 137.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

     Wir traten an das Fenster, sahen aber nichts, denn das Thorhaus ließ durch das Gitter von hier aus nur einen kurzen Blick nach draußen. Ich horchte. »Aber ein Wagen ist dabei, Herr Oberst!« sprach ich.

     »Nein, nein; Er täuschet sich.« 

     Ich horchete wieder, und ich vernahm es deutlich. »Gewiß ein Wagen!« rief ich. »Aber ein Pferd, vielleicht ein Reiter, ist vorauf!« 

     Und immer näher kam es. »Ein Wagen! Ja, ich höre ihn,« sprach der Oberst. »Was hat der Wagen zu bedeuten?« 

     Bald trabte ein Reiter durch die offene Thorfahrt. Auf dem Hofe sprang er ab; aber er brachte selbst sein Pferd zu Stalle. Gleich danach höreten wir wieder draußen seinen Schritt; dann trat er in das Haus und stieg die Treppe zu uns herauf.

     »Nur der Verwalter,« sagte der Oberst; »er kommt vom Meierhof. Aber wo ist der Vetter?« 

     Da war der Mann schon zu uns in das Zimmer getreten, stand am Thürpfosten und sah den Oberst an, als habe er Unheil zu verkünden, das den Mund nicht zu verlassen wage.

     Sein Herr war auf ihn zugegangen: »Er ist’s, Verwalter? Hat Er mich doch schier erschrecket!« 

     Aber der Mann schien vergebens an einem Wort zu würgen.

     Der Oberst wurde unruhig. »So red’ Er doch!« rief er; »was hat er mir zu melden?« 

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_137.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)