Seite:De Storm Zur Chronik von Grieshuus 107.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ich das verneinte: »So bleib’ Er! Er ist noch jung! Machen wir es, gleich unserer Herzogin-Wittwe mit dem sechsjährigen Herzog; gehen wir nach Stockholm! Es wird auch dort für ihn zu sorgen sein; Er kann doch nicht von meinem Buben lassen!« 

     Und da ich über solche Rede erstaunet und auch das Letztere die Wahrheit war, so hatte ich nicht allsogleich die Antwort.

     Da klopfte es; und auf ein heftiges »Herein« des Obersten war der Wildmeister in das Zimmer getreten. Aber jener beachtete ihn nicht: »Es ist hier nimmermehr zu hausen«, sprach er weiter; »die vormundschaftliche Regierung ist der Görtz, der steckt die Hälfte in die eigene Tasche und hat doch nie genug; und dabei kein Landtag und kein Landgericht! Aber hier ist Einer« – und er schüttelte das Schreiben in seiner Faust – »der hat mir Handgeld für Grieshuus geboten! Freilich, die Tante ist in hellem Brand darüber.« 

     »Herr Oberst«, sagte der Wildmeister, »Sie werden Grieshuus doch nicht verkaufen wollen?« Und da ich ihn ansah, war es wie eine Angst in seinem Antlitz.

     Der Oberst war stehen geblieben. »Und weshalb nicht?« frug er scharf.

     Und der Wildmeister entgegnete ruhig: »Weil es das Erbe Ihres Sohnes ist.« 

     - »Ja, freilich; doch ich bin der Vormund meines Sohnes.« 

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_107.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)