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wirf den Ballast über Bord. Oder, wenn nicht mir, so sag’ es Deiner Mutter!“

Sie starrte mit ihren schmucken Augen vor sich hin, als ob sie in ein schwarzes Wasser sähe, und sagte rauh: „Nein, nicht der, nicht meiner Mutter.“

„Versündige Dich nicht,“ sprach ich; „Du hast ja nur uns Beide aus der Welt!“

Da warf sie sich auf die Kniee und schrie: „Mein Vater, o mein guter Vater! Ich will zu Dir!“

Und ich kniete neben ihr, und wußte mir nicht zu helfen; denn Nachbar, die Frauenzimmer haben nicht den Verstand, daß man ihnen damit beikommen könnte. Zum Glück klingelte jetzt die Hausthür, und ihre Mutter mit einem Korb voll Brod und Kohl und Rüben trat herein; und so ließ ich die Beiden und ging nach dem Römischen Kaiserhof und dort unten in das Gastzimmer. Aber mein Glas schmeckte mir nicht; denn immer sah ich das arme Kindergesicht in seiner Angst und Noth.

– – Sie hatte sich denn endlich doch der Mutter kund gethan; aber, Herr Nachbar, helfen konnten wir nicht; nur, wir wußten es denn nun – ein vaterlos Kind sollte geboren werden, von ihr, die ja fast selber noch ein Kind war.

Herr, du meines Lebens! Wie wurde die alte

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Theodor Storm: John Riew’. Berlin: Paetel, 1886, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_John_Riew_073.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)