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„Sie hatten Euren Schwäher auch zum Rath berufen; Ihr wisset, der gewaltige Herr hat etwas von der Fledermaus; beim Wolfe heut und morgen bei den Falken; und so wollten sie seiner diesmal sicher werden. Aber er bauet die Burg dort auf der Insel und kann nicht fort von all dem wilden Bauvolk.“ Gaspard senkte seine Nase. „Wollet nicht fragen, wie ich das erfahren habe; aber ich suchte einen klugen Boten und schrieb an Herrn Claus Lembeck, daß hier ein treuer Mann entbehrlich sei, wenn anders Treu im nächsten Blute liege; ich schrieb auch, daß es Eurem Wunsch entgegenkomme, des Ehegemahls auf eine Weile zu entrathen.“

„Mich will bedünken,“ rief das Weib, „Du bist noch eigenwilliger als klug! Und Claus Lembeck“ – setzte sie hinzu – „was hat er Dir erwidert?“

Der Schreiber nestelte an seinem Rock und reichte ihr zwei Papiere. „Solange,“ sprach er, „der alte Ritter nicht des Königs ist, sind die Wünsche der Schauenburgerin ihm Befehl! Hier ist ein Brief für Euch, und nebenbei, wenn Ihr sie wollet, die Berufung für Herrn Rolf Lembeck!“

Die Frau griff nach den Briefen und las sie. „Du nimmst mir den Gemahl und solltest ihn mir wahren!“ sprach sie seufzend.

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_177.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)