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da spornten sie ihre Rosse und sprengten ihrem Geleite voran hinein. In der Mitte des Hofes, um die schon grünende gewaltige Linde, standen Burgleute und Gesinde und begrüßten sie mit lautem Zuruf „Heil Ritter Lembeck, unserem Herrn! Heil seiner schönen Fraue, Heil!“ Sie zügelten ihre Rosse, und Wulfhilds Auge flog wie herrschend über die dichte Schaar; als aber die Leute jetzt zurücktraten, wurde ein Brunnen bloß, in dessen steinernem Ueberbau der Eimer hing. „Ha, Wasser!“ rief sie. „Reicht mir zum Willkomm einen Trunk dort aus der Tiefe!“

Da stürzten Männer und Weiber an den Brunnen, und sie hätten den Eimer abgerissen; aber er hing zum Glück in Ketten und fuhr rasselnd in die Tiefe. Bald trat der Burgwart mit einem Glaspokale aus dem Schloßthor, und nachdem er mit dem klaren Quell gefüllt war, bot der Alte ihn der Herrin dar.

Sie hob ihn auf, daß die Sonnenstrahlen hindurchblitzten; dann trank sie und rief. „Das Wasser ist gut hier auf der Burghöh; aber, ihr Leute, Frau Wulfhild wird auch sorgen, daß es an Meth und Fleisch nicht fehle!“

Da erhub sich neuer Zuruf, und dazwischen scholl von draußen das dumpfe Geheul der Wölfe. Rolf

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_120.jpg&oldid=- (Version vom 20.9.2016)