Seite:De Storm Ein Doppelgaenger 062.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und die alte Mutter, die ihr sonst die Last abnahm, war von einem Gichtanfall ins Bett getrieben worden. „Du hättest auch eine Wiege zimmern können!“ rief sie ihrem Manne zu, der eben müde von der Arbeit kam und sein Werkzeug in eine Ecke stellte.

„Was ist denn?“ frug er, „das Kind schläft nun ein Jahr schon in dem Bettchen; Du freutest Dich doch selbst, als ich’s gemacht hatte!“

„Nun will es aber nicht mehr“, gab sie zur Antwort.

„Es schläft ja doch!“

„Ja, – über eine Stunde hab’ ich damit herum gearbeitet!“

„Da haben wir beid’ gearbeitet“, sagte er kurz.

Aber sie schwieg nicht, Red’ um Rede ward wechselsweise schärfer und unbedachter.

„Es wird schon morgen besser schlafen oder übermorgen“, sprach noch der Mann. „Wenn’s gar nicht geht – wir kriegen dann wohl eine Wiege!“

„Woher?“ frug sie. „Damals, als Du das gute Holz hattest, hätt’st Du die Wiege machen sollen!“

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm: Ein Doppelgänger. Berlin: Paetel, 1887, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Doppelgaenger_062.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)