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Melchthal
Frau, wüßtet ihr, wie ihn der Vogt gereizt!

Hedwig
O rohes Herz der Männer! Wenn ihr Stolz
Beleidigt wird, dann achten sie nichts mehr,
Sie setzen in der blinden Wuth des Spiels
Das Haupt des Kindes und das Herz der Mutter!

Baumgarten
Ist eures Mannes Loos nicht hart genug,
Daß ihr mit schwerem Tadel ihn noch kränkt?
Für seine Leiden habt ihr kein Gefühl?

Hedwig
(kehrt sich nach ihm um und sieht ihn mit einem großen Blick an)
Hast Du nur Thränen für des Freundes Unglück?
– Wo waret ihr, da man den Trefflichen
In Bande schlug? Wo war da eure Hülfe?
Ihr sahet zu, ihr ließt das Gräßliche geschehn,
Geduldig littet ihr’s, daß man den Freund
Aus eurer Mitte führte – Hat der Tell
Auch so an Euch gehandelt? Stand er auch

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Wilhelm Tell. Tübingen: Cotta, 1804, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Wilhelm_Tell_169.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)