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Stunde ihr Todenlied raunen. Endlich hört ich die Thür wieder aufgehen, dieser Mann brachte mir Brod und Wasser, und entdekte mir, wie ich zum Tod des Hungers verurtheilt gewesen, und wie er sein Leben in Gefahr seze, wenn es herauskäm, daß er mich speise. So ward ich kümmerlich erhalten diese lange Zeit, aber der unaufhörliche Frost – die faule Luft meines Unraths, – der gränzenlose Kummer – meine Kräffte wichen, mein Leib schwand, tausendmal bat ich Gott mit Tränen um den Tod, aber das Maas meiner Strafe mus noch nicht gefüllet seyn – oder mus noch irgend eine Freude meiner warten, daß ich so wunderbarlich erhalten bin. Aber ich leide gerecht – Mein Karl! mein Karl! – und er hatte noch keine graue Haare.

Moor. Es ist genug. Auf! ihr Klötze, ihr Eisklumpen! Ihr trägen fühllosen Schläfer! Auf! will keiner erwachen? Er thut einen Pistolschuß über die schlafenden Räuber.

Die Räuber aufgejagt. He, holla! holla! was gibts da?

Moor. Hat euch die Geschichte nicht aus dem Schlummer gerüttelt? der ewige Schlaf würde wach worden seyn! Schaut her, schaut her! die Geseze der Welt sind Würfelspiel worden, das Band der Natur ist entzwey, die alte Zwietracht ist los, der Sohn hat seinen Vater erschlagen.

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Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_178.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)