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und dich mit der tollen Sucht zum grosen Manne ansteckte? Küzelt dich nach Namen und Ehre? willst du Unsterblichkeit mit Mordbrennereyen erkaufen? Merk dirs, ehrgeiziger Jüngling! Für Mordbrenner grünet kein Loorbeer! Auf Banditen-Siege ist kein Triumf gesezt – aber Fluch, Gefahr, Tod Schande – siehst du auch das Hochgericht dort auf dem Hügel?

Spiegelberg unwillig auf und abgehend. Ey wie dumm! wie abscheulich, wie unverzeihlich dumm! das ist die Manier nicht! Ich habs anderst gemacht.

Kosinsky. Was soll der fürchten, der den Tod nicht fürchtet?

Moor. Brav! Unvergleichlich! Du hast dich waker in den Schulen gehalten, du hast deinen Seneka meisterlich auswendig gelernt. – Aber lieber Freund, mit dergleichen Sentenzen wirst du die leidende Natur nicht beschwäzen, damit wirst du die Pfeile des Schmerzens nimmermehr stumpf machen. – Besinne dich recht, mein Sohn! Er nimmt seine Hand. Denk, ich rathe dir als ein Vater – lern erst die Tiefe des Abgrunds kennen, eh du hineinspringst! Wenn du noch in der Welt eine einzige Freude zu erhaschen weist – es könnten Augenblike kommen, wo du – aufwachst – und dann: – möcht es zu spät seyn. Du tritst hier gleichsam aus dem Kreise der Menschheit – entweder must du ein höherer Mensch seyn, oder du bist ein Teufel

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Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_128.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)