Seite:De Schiller Die Räuber 024.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

war nur im Dampfe des Weins, und mein Herz hörte nicht was meine Zunge pralte.

Spiegelberg schüttelt den Kopf. Nein! nein! nein! das kann nicht seyn. Unmöglich Bruder, das kann dein Ernst nicht seyn. Sag, Brüderchen, ist es nicht die Noth die dich so stimmt? Kommt, laß dir ein Stükchen aus meinen Bubenjahren erzählen. Da hatt ich neben meinem Hauß einen Graben, der, wie wenig, seine acht Schuh breit war, wo wir Buben uns in die Wette bemühten hinüber zu springen. Aber das war umsonst. Pflumpf! lagst du, und ward ein Gezisch und Gelächter über dir, und wurdest mit Schneeballen geschmissen über und über. Neben meinem Hauß lag eines Jägers Hund an einer Kette, eine so bißige Bestie, die dir die Mädels wie der Blitz am Rockzipfel hatte, wenn sie sichs versahn, und zu nah dran vorbey strichen. Das war nun mein Seelengaudium, den Hund überall zu necken wo ich nur konnte, und wollt halb krepiren vor Lachen wenn mich dann das Luder so gifftig anstierte, und so gern auf mich losgerannt wär, wenns nur gekonnt hätte. – Was geschieht? Ein andermal mach ichs ihm auch wieder so, und werf ihn mit einem Stein so derb an die Ripp, daß er vor Wuth von der Kette reißt und auf mich dar, und ich wie alle Donnerwetter reißaus und davon – Tausend Schwerenoth! Da ist dir just der vermaledeyte Graben dazwischen.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_024.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)